Auf den ersten Blick wirken sie harmlos: feine Gespinste in den Baumkronen, zarte Schleier zwischen den Ästen. Doch wer genauer hinschaut, erkennt den Ernst der Lage. Was in den frisch angelegten Streuobstwiesen zu sehen ist, ist ein typisches Beispiel für den Einfluss klimatischer Veränderungen auf die Schädlingsdynamik: der Befall mit der Spinnenmotte.
Besonders an einzelnen Jungbäumen zeigten sich auffällige Spuren: dichte Spinnweben, kahle Triebe, abgefressene Blätter. Die Spinnenmotte, ein unscheinbarer, aber gefräßiger Falter, hat ganze Arbeit geleistet. Obwohl die betroffenen Bäume meist nicht absterben, sind sie in ihrer Entwicklung deutlich zurückgeworfen. In der sensiblen Etablierungsphase bedeutet das einen spürbaren Verlust an Vitalität und Wachstum.

Der Befall tritt nicht zufällig auf. Entscheidend ist das Zusammenspiel aus zwei Faktoren: Trockenstress und Sortenempfindlichkeit.
In langen Trockenphasen fehlt den Bäumen die Kraft, sich aktiv gegen Fraßfeinde zu wehren. Gleichzeitig zeigten sich klare Unterschiede je nach Sorte: Manche Bäume blieben nahezu unbehelligt, andere waren stark betroffen. Das unterstreicht, wie wichtig Vielfalt auch als „Versicherung“ gegenüber unvorhersehbaren Ereignissen ist.
Genau darin liegt eine der großen Stärken der gewählten Pflanzstrategie: Die Streuobstwiese wurde nicht als Monokultur angelegt, sondern mit einer Mischung unterschiedlicher, regionaler Sorten. Und das zahlt sich aus. Während in einheitlichen Anlagen ein Schädlingsbefall oft flächenhaft durchschlägt, begrenzt die Vielfalt hier die Ausbreitung. Die Schädlinge „springen“ nicht einfach von Baum zu Baum, weil nicht jeder Baum gleich attraktiv ist – oder überhaupt zur gleichen Art gehört.

Bekämpft wurde der Befall nicht mit chemischen Mitteln, sondern mit Aufmerksamkeit, Geduld und, wo möglich, Bewässerung. Denn letztlich ist auch der Mottenbefall ein Ausdruck ökologischer Prozesse – unangenehm, aber nicht unnatürlich. Entscheidend ist, dass das System insgesamt resilient genug ist, um solche Störungen abzufangen.
Was bleibt, ist eine wichtige Erkenntnis: Vielfalt schützt. Und sie lohnt sich nicht nur langfristig, sondern zeigt bereits im ersten Jahr ihre Wirkung – selbst wenn es trocken ist, und selbst wenn die Motte schon unterwegs ist.